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Neue Tarife UV - IV - MV ab 1.7.2025

Am 13. März 2025 informierte unser Berufsverband über den Abschluss und die Resultate der Tarifverhandlungen für physiotherapeutische Leistungen in der Unfallversicherung (UV), Militärversicherung (MV) und Invalidenversicherung (IV).

Seither wird das neue Tarifwerk auf Social Media äusserst kontrovers diskutiert.


swissODP ist es wichtig, mit ihren Partnerpraxen einen sachlichen Diskurs zu führen. Für eine kritische Betrachtung brauchen wir Daten und Fakten. Deshalb haben wir uns die notwendige Zeit genommen, diese zu berechnen und sorgfältig zu analysieren.



Vergleich mit den Tarif-Vorschlägen von swissODP aus Herbst 2023


Unsere Partnerpraxen der ersten Stunde erinnern sich: An der swissODP-Partnerversammlung im Herbst 2023 haben wir - im Rahmen unserer Stellungnahme zur Vernehmlassung - gemeinsam mit den anwesenden Partnern einen Tarifvorschlag erarbeitet. Dieser bestand aus Basis- und Zuschlagspositionen. Durch Letztere sollten qualitätsfördernde Elemente honoriert werden.

 

Nun ist es interessant zu vergleichen, inwiefern Elemente unseres damaligen Tarifvorschlages in der vorliegenden UV-Tarifstruktur zu finden sind.

Die untenstehende Tabelle stellt daher punktuelle Ausschnitte der Tarifpositionen von swissODP denen der neuen UV/MV/IV gegenüber.


 

Die Tabelle visualisiert, dass einige Elemente welche swissODP als relevant erachtete nun integriert sind. Wir hätten jedoch deutlich mehr Anreize zur Qualitätsförderung begrüsst. Beispielsweise fehlen Zuschlagsposition für "Wissen und Können". Regelmässige Weiterbildungen der Mitarbeitenden sind aber Voraussetzung für eine moderne, evidenzbasierte Physiotherapie. Des weiteren fordert die neue Lösung nur einen Minimalstandard an MTT Infrastruktur. Eine professionelle, state of the art MTT Infrastruktur wird leider nicht zusätzlich honoriert. Hier wurden Möglichkeiten verpasst, Anreize für eine qualitativ hochstehende Physiotherapie zu implementieren.

 

Andererseits sind die neuen Möglichkeiten für Arbeiten in Abwesenheit des Patienten, interprofessioneller Austausch, Integration einer 2. Therapeutin etc. grosszügig ausgefallen. Dies zeugt von einem grossen Vertrauen der Versicherungspartner an die Berufsethik und Professionalität der Therapeutinnen. Die deutliche Taxpunkt-Aufwertung der MTT interpretieren wir zudem als klare Bekenntnis beider Verhandlungsparteien zur aktiven Therapie bei UV/MV/IV. Dies entspricht internationalen Leitlinien und macht Sinn.


Führt der neue Tarif zur Mengenausweitung?


Achtung, es geht aktuell ausschliesslich um die Tarife für UV, MV und IV. Diese machen nach unserer Einschätzung einen Umsatz- und Behandlungszeit-Anteil von ca. 8-15 % je nach ODP aus. Der Löwenanteil unserer Behandlungen sind Leistungen im Rahmen der Krankenversicherung (KV). Diese werden durch die neue UV-MV-IV-Tarifstruktur nicht tangiert. Die Diskussion über eine Mengenausweitung ist daher momentan rein theoretisch. Ausser, die Verhandlungen im KV-Bereich würden zu einer ähnlichen KV-Tarifordnung führen.


Was lässt sich aus heutiger Betrachtung vermuten?

  • Aufgrund des Wegfallens der bisherigen pauschal-Tarifposition 7311 wird der maximale Stundensatz im Physiotherapie Einzelsetting gedeckelt. Neu auf 120 CHF pro Std. Dieser liegt höher als bei 7301 Tarifen, aber tiefer als bei 7311 Tarifen bei kurzer Behandlungsdauer.

  • Die Möglichkeit, therapierelevante Arbeiten sowie Besprechungs- und Beratungsaufwendungen in An-oder Abwesenheit des Patienten zu verrechnen, erhöht den Auslastungsgrad der Praxen. Dies könnte zu einer Kostensteigerung führen.

  • Neu ist bereits für die 2. Physio-Serie eine Kostengutsprache nötig. Dies führt vermutlich zu einer früheren Eingliederung in die MTT-Gruppen, also nicht erst nach 3 oder 4 Einzelserien. Was wiederum den Aufwand pro Patient verringert.

  • Der administrative Aufwand für die Umstellung auf das neue System wird umfangreich - für alle Beteiligten. Der Administrationsaufwand für Planung und Abrechnung nach erfolgter Umstellung, wird stark von den Planungssoftwaren abhängig sein. Intelligente Softwaren werden für die Administration unerlässlich.

 

Es wurden nur einige Argumente angesprochen. Bereits diese Wenigen zeigen jedoch, dass es kaum möglich ist, in die berühmte "Glaskugel" zu schauen. Während einige Veränderungen dafür sprechen, dass der neue Tarif eine Mengenausweitung fördert, deuten andere darauf hin, dass dies nicht der Fall sein wird. Fact ist, wir hatten in den letzten 10 Jahren eine Mengenausweitung die sowohl über den derzeitigen Tarif als auch von externen Faktoren angetrieben war (ambulant vor stationär, Altersstruktur etc.). Die externen Faktoren sorgen auch in Zukunft für eine hohe Aktualität der ambulanten Physiotherapie.


Was bedeutet der neue Tarif finanziell für deine Praxis?


Nach der Verifizierung unserer Kalkulationslogik durch mehrere Fachpersonen, haben wir den «swissODP UV-MV-IV-Tarifrechner» erstellt. Ein einfaches Excel Blatt in dem du deine Praxiskennzahlen eingibst.

Der Tarifrechner zeigt dir, was der neue Tarif für deine Praxis bedeutet. Aus finanzieller Sicht lässt sich damit feststellen, dass der ausgehandelte Vertrag durchaus auch Umsatzsteigerungen verzeichnen kann.

Den Tarifrechner findest du im Partnerportal. Bitte zögere nicht, dich bei uns zu melden, wenn du bei der Eingabe oder der Interpretation der Resultate Hilfe brauchst.

  

Fazit

 

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der ausgehandelte IV/UV/MV-Vertrag durchaus Punkte verzeichnen kann. Die Stärken liegen darin, dass die Zeiten für Vor- und Nachbereitung der Patienten endlich abgegolten werden. Diese, inklusive des interprofessionellen Austauschs, gemeinsam mit der Stärkung der MTT, können bei guter Umsetzung die therapeutische Behandlungsqualität verbessern und sorgen für eine bessere Auslastung. Schwächen sind, dass zu wenig Anreize im Sinne von Weiterbildung und professionellen Infrastrukturen vorliegen. Wodurch Praxen mit umfassender Infrastruktur zu kurz kommen. Ebenso ist die Festsetzung eines Stunden-Maximalverdienstes von 120 CHF zu tief angesetzt. ​

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